Tagebuch
- Freitag: Home-Schooling und Spiele-Abend
Unsere Kinder werden nun zu Hause unterrichtet. Darum haben wir den Tisch im Wohnzimmer zum „Schul-Tisch“ umgebaut. Morgens ab 9 Uhr (immerhin!) sitzen die Kinder dort und machen ihre Aufgaben. Heute klappt es nicht. Keiner hat Lust, gestern ist es zu spät geworden, blöder Fernseher. Nun, dann muss es Montag weiter gehen, bevor einer weint. - Dafür überlegen wir uns für den Abend einen Spiele-Abend. Unsere Herausforderung bei einem gemeinsamen Spiele-Abend ist, dass wir mehrere schlechte Verlierer sind. Darum spielen wir heute Abend „Dixit“. Ein Spiel mit bunten Bildern auf Karten. Ziel des Spieles ist, den anderen einen Hinweis auf die eigene Karte zu geben - aber nicht zu konkret. Sehr schön, ich danke Gott für solche gemeinsamen Zeiten in so einer Krise.
- Samstag: Selsinger Steine
Die neue Zeit hat ein Gutes: Spazierengehen oder mit dem Fahrrad Fahren ist ein neuer Trend. Immer wieder hat meine kleine Tochter in den vergangenen Tagen irgendwo bemalte Steine gefunden - was für eine schöne Idee! „Wer da wohl da
hinter steckt?“, habe ich mich gefragt und nun die Antwort bekommen. Über Facebook haben sich Selsinger organisiert, kleine bemalte Steine im Park oder auf dem Zaun oder in einem Baum abzulegen und anderen damit eine Freude zu machen. Vielen Dank! Wenn ich das richtig verstanden habe, darf man die Steine mitnehmen und behalten oder an einem anderen Ort wieder verstecken. Ich bin Gott dankbar, dass Menschen sich Zeit nehmen, anderen so eine Freude zu machen.
Der zweite Sonntag nach Ostern ist immer Hirtensonntag. „Gott ist mein guter Hirte“ - das glaube und sage ich sehr gern. Darum bin ich traurig, dass wir heute keinen Gottesdienst feiern. Mit dem 23. Psalm gibt es immer noch etwas zu entdecken (Diakonin Edda Nolte hat im vergangenen Sonder-Kontakt zwei schöne Versionen des Gebets mit abgedruckt). In diesem Jahr sind meine Söhne regelmäßig auf der Ranch unseres Nachbarn gewesen und haben den Stall bei den Schafen ausgemistet. In diesem Jahr habe ich etwas gelernt: Wenn Jesus sagt, „Ich bin der gute Hirte, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe“, dann weiß ich jetzt, wie besonders das ist. Eigentlich sterben die Schafe, wenn der Hirte die Zeit für gekommen hält. Aber Gott als der Gute Hirte ist anders: er setzt sich, setzt sein Leben für die Schafe ein. Das will ich gern glauben.
- Montag: Selbsterfahrung mit Masken
Seit heute tragen beim Einkaufen alle Menschen Masken. Ich auch. Es ist erst seltsam, so das Geschäft zu betreten. Aber ich merke schnell: man kann die anderen doch erkennen. Und wie unterschiedliche Masken es gibt! Da haben Landfrauen und andere fleißige Näherinnen Großartiges geschafft. Wenn es anderen hilft, will ich die Masken gern tragen. Und ich freue mich umso mehr, dass es an der Kirche ab heute „Seelen-Futter“ gibt: An einer Wäscheleine hängen Grußkarten mit Mut-Mach-Worten.
„Bei Kirchens ist es jetzt bestimmt ruhig“, eben hat es jemand gesagt. Und es stimmt: das Gebäude „Kirche“ ist geschlossen. - Allerdings geschieht an vielen anderen Orten etwas. Gefühlt habe ich so viel telefoniert wie schon lange nicht mehr. Heute habe ich einen Geburtstagsbesuch am Telefon gemacht – mit einem Ständchen. Meine Hoffnung und mein Gebet ist, dass andere Menschen das viele Telefonieren nicht als unhöflich empfinden, und mein Gebet ist auch, dass wir bald wieder miteinander beim Kaffee sitzen können.
- Mittwoch: Tag der Lagerbefreiung
Am 29. April 1945 gegen 16 Uhr wurde das Kriegsgefangenenlager Sandbostel von britischen Truppen befreit. An diesen Tag erinnert die Gedenkstätte Lager Sandbostel heute mit einer virtuellen Gedenkfeier. Nachträglich schaue ich sie mir an. Mir ist wichtig daran zu erinnern, welches Leid durch das nationalsozialistische Deutschland entstanden ist, damit sich das nicht wiederholt. Ein bewegender Film (zu sehen unter www.stiftung-lager-sandbostel.de) ist entstanden. Und ein Projekt: „Call for Rememberance“. Grüße von Besuchern, die hätten kommen wollen, sind in einer silbernen Telefonzelle auf dem großen Lagerfriedhof gesammelt.
- Donnerstag: Eine Idee kommt ins Rollen: Kürbis und Reformationstag
Meine Frau und ich haben für „Lamm Berti Unterwegs“ eine Idee: Wir würden gern am Reformationstag (31.10.) ein Kürbis-Fest mit Familien in allen möglichen Konstellationen aus der Kirchengemeinde feiern. Dazu schlagen wir Folgendes vor: Wer mitmachen möchte, pflanzt in den nächsten Tagen einen Kürbiskern ein (den gibt es z.B. vor der Tür zu Familie Stamme abzuholen oder im Baumarkt oder oder). An Mareike oder Markus Stamme bitte kurz den Namen mitteilen, damit wir wissen, wer dabei ist. Am Reformationstag feiern wir dann nachmittags ein Kürbis-Fest (wenn die Situation es zulässt) und küren den verrücktesten, den schönsten und den größten Kürbis. Vielleicht gibt es ein Lagerfeuer – wir werden sehen!