Pilatus
'Von Pontius zu Pilatus laufen.'
'Ich wasche meine Hände in Unschuld.'
Woher haben diese beiden Redewendungen ihren Ursprung? Wir schauen in den Zusammenhang, in die Passionsgeschichte:
Pilatus hatte eine berufliche Karriere gemacht. Er war in der römischen Verwaltung aufgestiegen und seit einigen Jahren oberster Verwaltungsbeamter von Judäa, Samaria und Idumäa geworden. Seit mehreren Jahren herrschte er, der StatthalterPontius Pilatus, über diesen Winkel des Römischen Reichs und setzte die Pax Romana, den römischen Frieden, durch. Dazu gehörte auch, dass Pilatus Verbrecher und Aufständische verfolgte. Jetzt stand ein Wanderprediger vor ihm. In aller Frühe war er von religiösen Würdenträgern Jerusalems zu ihm gebracht worden. Pilatus sollte ein Urteil fällen. Die Priester und jüdischen Gelehrten forderten von ihm die Höchststrafe für diesen Mann: das Todesurteil, zu vollstrecken am Kreuz. Pilatus hegte Zweifel, ob ein solch hartes Urteil in diesem Fall gerechtfertigt war.
Als Pilatus erfuhr, dass der Häftling aus Galiläa stammte, hatte er eine Idee: Wie wäre es, wenn er Jesus zu dem zuständigen Fürsten jener Gegend, Herodes, schicken würde? Dann könnte er die Verantwortung für diesen 'Fall' abgeben. So machte er es: Pilatus ließ Jesus zu Herodes abführen. Aber der Plan ging nicht auf, denn Herodes konnte bei Jesus nichts feststellen und so stand Jesus bald wieder vor dem Statthalter Pilatus.
(Daher kommt die Redewendung 'Von Pontius zu Pilatus laufen.')
Seine Frau redete ihm ins Gewissen. Sie hatte schlecht geträumt. Irgendwie hatte Jesus darin eine Rolle gespielt und jetzt war sie in großer Sorge, dass ihr Mann einen Fehler begehen und diesen unschuldigen Mann zum Tode verurteilen könnte.
Was tun? überlegte Pilatus. Jesus noch einmal verhören? Seine Zweifel an der Stichhaltigkeit der Indizien wuchsen.
Außerdem betrafen die Vorwürfe religiöse Themen und mit der Religion der Juden kannte Pilatus sich nicht gut aus.
Wieder kam ihm eine Idee: Er stellte die religiösen Honoratioren und die sie begleitenden Anhänger vor die Wahl. Damit zeigte er sich großzügig, weil er einen Häftling freilässt. Entweder den gewalttätigen Barabbas oder den Prediger Jesus.
Die von den frommen Anführern inzwischen aufgestachelten Menschen verlangten, für Pilatus überraschend, die Freilassung von Barabbas und bestanden auf die Tötung von Jesus.
Pilatus verstand nicht, was vor sich ging. Im Lukasevangelium wird berichtet, dass Pilatus – inzwischen von der Unschuld Jesu überzeugt – dreimal nachfragte: „Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich finde nichts, worauf die Todesstrafe steht."
Wieder nahm die Verhandlung eine unerwartete Wendung. Dem Augenzeugen Johannes zufolge versuchte Pilatus noch einmal, Jesus freizulassen. Aber die fanatisierte Menge schrie: "Wenn du den laufen lässt, bist du kein Freund des Kaisers; denn wer sich selbst zum König macht, lehnt sich gegen den Kaiser auf!"
Für Pilatus hieß das jetzt: "Wähle zwischen deiner Karriere und dem Leben von Jesus."
Pilatus zögerte nicht lange, setzte sich über seine berechtigten Zweifel hinweg und fällte ein Unrechtsurteil. Als symbolisches Zeichen seiner scheinbaren Unschuld ließ er sich eine Schüssel Wasser bringen, wusch sich darin öffentlich die Hände mit Wasser und sagte: "Ich wasche meine Hände in Unschuld." (Daher diese Redewendung.)
Sein Name wird im Glaubensbekenntnis genannt: 'Gelitten unter Pontius Pilatus.