Zeitenwende - Gottesdienst am 04. Dezember um 18 Uhr.
Über diese Zeit wird viel geschrieben. Klimakrise, der Krieg Russlands gegen die Ukraine, die damit zusammenhängende Energiekriese, die Inflation, der europaweite Rechtsruck uns so Vieles mehr ließe sich noch hinzufügen. - Eine Zeitenwende sei das, sagt einer.
Wie gehen Sie, wie gehst du um, mit all diesen Herausforderungen und wie gehen wir mit dem um, was uns ganz persönlich in unseren eigenen vier Wänden begegnet in diesen Tagen? – Und alles in dieser besonderen Zeit. Diebesondere Zeit im Kirchenjahr: Advent. Wie umgehen also mit dieser so vollen, besonderen Zeit? Das Radio hat in diesen Tagen eine vermeintlich einfache Antwort darauf parat. Es spielt passend zur Jahreszeit das Lied von Chris Rea rauf und runter: „Driving home for christmas“. Nachhause fahren an Weihnachten und alles wird gut!? Driving home for christmas!? Das Lied erzählt von einem Mann, der zu Weihnachten nach Hause fährt. Er kann es kaum erwarten, Familie und Freunde wiederzusehen. Und so singt er seine Ungeduld und Vorfreude vor sich hin. Viele Erinnerungen werden in ihm wach. Er fährt nach Hause, um seine Füße wieder auf „heiligen Boden“ zu stellen. Get my feet on holy ground. Heiliger Boden. Es geht also um etwas Bedeutsames, etwas, das über den Alltag hinausragt. Etwas, das mit Nachhausekommen im tiefsten Sinne zu tun hat. Hier sehnt sich jemand nach festem Boden unter den Füßen. Driving home for christmas!?
Eine schöne Idee. Nach Hause kommen und alles wird gut? Zu schön, um wahr zu sein. Fast ein wenig kitschig. Für viele ist der Weg nach Hause ein Angehen, weil es zuhause nicht einfach ist. Belastete Beziehungen, hohe Erwartungen, unterschiedliche Auffassungen. Dünnes Eis. Andere fragen: Zuhause, wo ist das? Was ist das? Daneben Menschen, die alles gäben, um wieder zuhause sein zu können aber auf der Flucht sind, ihren Halt, den Boden unter den Füßen verloren haben. Diese Zeit erzählt von Menschen, die fassungslos vor den Trümmern ihres Zuhauses stehen. An anderen Orten jene, die sich bereits seit Wochen auf Zuhause freuen. Sie, wiewohl all die anderen eint diese Sehnsucht: Nachhause kommen, versorgt und freudig erwartet werden. Sachen ablegen, runterkommen, sich frisch machen, was Neues anziehen. Offene Arme. „Schön, dass du da bist“. Endlich Zeit. Die Wende. Neu ausrichten. – Advent heißt: Du wirst erwartet.
Abseits der Weihnachtserzählung findet sich in den Tiefen der Bibel die Geschichte vom „Verlorenen Sohn“ (Lukas-Evangelium, Kapitel 15, Verse 11-32) und will dir und mir noch kurz mit auf den adventlichen Weg geben, wer und was genau uns erwartet: Gott selbst. In der Geschichte ist er der Vater. Mit viel Zeit für dich und deine Geschichte und seiner, Gottes, Botschaft der offenen Arme. Lies das. Er feiert dich und hält das für dich vor, was du brauchst, um durch diese Zeit zu kommen. Er bietet dir ein Zuhause an, dass überall funktioniert. Home away from home. Jedoch, er wird nicht alles lösen können, aber er stellt deine Füße zurück auf weiten Raum. Ein sicherer Stand. Holy ground. Darauf stehe ich. An Weihnachten fahre ich nach Hause. Gott erwartet mich. Der Advent läutet die Wende ein. Eine Zeitenwende, finde ich.
AMEN.
Ach, und: … heute, um 18 Uhr feiern wir „gut:jetzt“, einen Gottesdienst plus Weihnachtsmarkt in der historischen Lagerküche auf dem Gelände der Gedenkstätte Lager Sandbostel. Herzliche Einladung.