Liebe Leserin, lieber Leser,
auf dem alten Friedhof um die St. Lamberti-Kirche herum stehen viele Grabsteine oder Grab-Kreuze. Auf ihnen findet man Bibelverse und Symbole, die schon in vergangener Zeit Menschen Hoffnung gegeben haben. Wir hoffen, dass der Abschied am Ende eines Lebens nicht endgültig ist, sondern dass es ein Wiedersehen gibt. Auf einem der Grabsteine findet sich als Symbol dafür ein Schmetterling als Zeichen der Auferstehung. Dazu eine Geschichte:
Im ehemaligen Schottenkloster von Regensburg hing ein gotisches Kruzifix. Es ist vermutlich um 1320 in Paris hergestellt worden, also 700 Jahre alt, und war schon ziemlich verwittert. 1991 wurde es restauriert – und da machte man eine Entdeckung: Der Restaurator bemerkte, dass aus dem Hinterkopf des Gekreuzigten eine grüne Schnur hervorlugt. Er zog vorsichtig daran und öffnete so eine Luke. Im Hinterkopf der Figur des Gekreuzigten war ein Hohlraum. Darin lag ein Lederbeutel, den der Künstler dort hineingelegt hatte. 4 mal 5 cm groß. Man öffnete den Beutel und staunte nicht schlecht: Ein bunter Schmetterling kam zum Vorschein. Eine feuervergoldete Emailarbeit aus Silber. Der Künstler hat auf den Flügeln des Schmetterlings die Kreuzigung Jesu dargestellt. Seine Mutter Maria hält ihre linke Hand vor die Brust, die Rechte streckt sie klagend von sich. Ihr gegenüber schlägt sich Jesu Lieblingsjünger Johannes seine Hände trauernd vors Gesicht.
Was für eine Idee: Der Künstler steckt den Schmetterling als Symbol der Verwandlung in ein ganz neues Leben dem Gekreuzigten in den Hinterkopf. Der Künstler und die Mönche im 14. Jh. und wir nach der Renovierung wissen: Jesus hat schon als er am Kreuz hängt die Auferstehung im Hinterkopf. Das neue Leben, das wie ein Schmetterling ist. Ganz neu und bunt und frei.