Liebe Leserin, lieber Leser,
Wie ergeht es Menschen, die Gott in ihrem Leben ernst nehmen und ihn ehren? Psalm 112 verheißt Wunderbares: „Halleluja! Glücklich ist der Mensch, der Ehrfurcht hat vor dem Herrn. Ja, glücklich ist, der sich über seine Gebote freut. Seine Nachkommen werden zu Macht und Ansehen gelangen, die Kinder der Gottesfürchtigen werden gesegnet werden. Sie werden reich werden, und ihre gerechten Taten werden unvergessen bleiben. Selbst in der Finsternis wird es für den Gottesfürchtigen hell. Er ist gnädig, barmherzig und gerecht. Gut hat es, wer großzügig ist und gerne leiht und in allen seinen Geschäften ehrlich ist. Auf ewig wird er niemals taumeln, an einen so gerechten Menschen wird man sich immer erinnern.“
All diese guten Dinge zu erleben, das wäre ja großartig! Das wünscht man sich für sein Leben… Also: Wie gestalten wir unser Leben in Ehrfurcht vor Gott? In dem Psalm klingt bereits an, um was es in der kommenden Woche des Kirchenjahres gehen wird: Um den Nächsten. Der Wochenspruch heißt: Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan (Mt 25,20b).
Ich selbst ertappe mich dabei, dass ich gern mal die bequeme Lösung suche. Wer ist mein Nächster? Die nicht, die geht mir so auf die Nerven… Aber der, den ich sowieso mag, bei dem bin ich nachsichtig und gern behilflich. Und das kostet mich dann auch kaum etwas.
Jesus hat uns eine Geschichte gegeben, die uns unfassbar gut lehrt, was es bedeutet, sein Gebot der Nächstenliebe zu leben.
Ein Mann ging den Weg von Jerusalem nach Jericho. Diese Straße führt durch einsames Gebirge und wird auch Räuberstraße genannt. Auf seinem Weg wurde der Mann überfallen, beraubt und zusammengeschlagen. Die Räuber ließen ihn einfach liegen. Zufällig kam ein Priester vorbei. Er sah den Mann und ging schnell vorbei, voller Angst, er könnte selbst ausgeraubt werden. Als nächstes kam ein Levit, ein Tempeldiener, vorbei. Auch er sah den übel zugerichteten Mann und rannte davon. Wenig später kam ein Mann aus Samaria vorbei. Viele Juden missachteten die Samariter. Als er den Mann am Boden liegen sah, hielt er an und kümmerte sich um den Mann. Er versorgte seine Wunden und brachte ihn in ein Gasthaus. Dort gab er dem Wirt Geld, damit der Mann sich dort in Ruhe erholen konnte und er Pflege bekam.
Jesus stellt unser Weltbild auf den Kopf und unseren inneren Schweinehund auf den Prüfstand. Nicht in den Kategorien schwarz-weiß zu denken. Nicht nur zu tun, was uns leichtfällt. Nicht sich selbst am wichtigsten zu sein. Nicht in unserer Komfortzone zu bleiben. Sondern: Zu tun, was wir tun können, um diese Welt mit mehr Liebe zu erfüllen. Tun wir, was wir aus vollem Herzen tun wollen, wenn wir Gutes im Sinn haben. Und tun wir es, obwohl wir Angst davor haben, was die anderen sagen. Zum Beispiel, wenn jemand einen Fremden aufnimmt und der Nachbar sagt: „Das kannst du nicht machen, der klaut dir doch alles und in deinem eigenen Haus bist du dann auch nicht mehr sicher!“ Einspruch zu erheben, wenn jemand ungerecht, kalt oder egoistisch handelt. Jesus war manchmal eine Nervensäge für seine Mitmenschen, weil ihm der Wille Gottes heilig war und er mit seinen Aussagen das, was die Menschen zu dulden gewohnt waren, infrage gestellt hat. Und es heute immer noch infrage stellt! Nervensäge ist in diesem Zusammenhang ein ziemlich großes Kompliment. Wir brauchen Weltverbessererideen und Weltverbesserertaten, in allen Bereichen der Gesellschaft, in jedem Alter. Ich wünsche uns allen, dass wir für mehr Liebe eintreten und sie selbst leben. Gott erfüllt uns mit seiner Liebe. Wer ein Herz voller Liebe hat, dem wachsen Flügel zum Nächsten. Amen.
Herzlich grüßt Sarina Alpers