Der Frühling macht die Musik.
Es beginnt vor fünf Uhr mit der Amsel. Dann folgen die Meisen und Finken und bevor es taghell ist, rufen die Hühner und wollen aus dem Stall.
Es sind so viele Melodien, die der Frühling in seinem Repertoire hat. So auch viele unscheinbare Geräusche, wie z.B. das Summen der Bienen und Hummeln im Garten in den ersten Blüten. Z.B. den Blüten des Buchsbaums.
Manchmal hat man an diesen Tagen das Gefühl, dass man selbst die Blätter und Blüten hört, während sie sich öffnen und zur Entfaltung bringen.
Auch der Vertikutierer spielt nun sein Lied, der Rasenmäher oder die Hilti. In diesen Tagen stärker noch als sonst. Ich fühle mich an Reinhard Mey´s „Frühlingslied“ erinnert: „Männer im Baumarkt“. Wie gesagt, der Frühling ist voller Musik.
Die Kirchen auch. Eigentlich. Doch jetzt in der Passionszeit kommen sie mit einer reduzierten Liturgie daher. Nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Passionszeit ist Fastenzeit ( … in diesem Jahr also im doppelten Sinne). Wir verzichten auf Halleluja-Gesänge und -strophen. Manche Gemeinden verzichten zudem, anknüpfend an alte Tradition(en), auf alle Instrumentalmusik im Gottesdienst; Lieder und liturgische Gesänge werden einstimmig und unbegleitet gesungen. Im Gottesdienst wird es stiller. Dieser reduzierten Liturgie, in der Jesu Leidensweg sinnfällig wird, steht eine Fülle von Kompositionen gegenüber, deren Thema Jesu Passion ist: Chormotetten, Orgelchoräle, Kantaten, Oratorien. Große Musik, kein Verzicht auf Instrumente! Auch diese Form, Jesu Leiden und Sterben als kunstvolle Beziehung von Wort, Ton, Klang wahrzunehmen, gehört in die Liturgie (nicht nur ins Konzert). In nur wenigen Tagen, an Ostern, wird sich die Musik erneut verändern. Ein neuer Soundtrack kommt des Weges und reiht sich dann ein in die Frühlingsmusik. Jede Jahreszeit und Kirchenzeit bietet einen ganz eigenen Soundtrack. Eigene Ohrwürmer. Welches Lied singen Sie/singst du in diesen Tagen? Was ist der Soundtrack deines Lebens, fragt der Frühling.
An einem ganz anderen Ort wird in diesem Frühling ebenso überhaupt nicht mehr gesungen. Ein Ort, der ansonsten voll ist von Trommeln, Klatschen, Pfeifen und Fan-Gesang. Der Fußballplatz. Das Stadion. Gähnende Leere. Nichts mehr zu hören. Auch mit Ostern wird sich das nicht verändern. Ein Fan-Gesang jedoch bleibt. Genauso wie das Hallelujah in den Gottesdiensten, das nur ausgesetzt aber nicht abgesetzt ist.