WEIß
Liebe Leserin, lieber Leser,
Weiß fällt ins Auge. Wenn es besonders festlich sein soll, wird die weiße Tischdecke auf den Tisch gelegt, eine festliche Tafel wird daraus. Die Braut trägt ein weißes Kleid. Sean Connery als James Bond in „Goldfinger“ trägt einen weißen Smoking, 61 Jahre später sein Nachfolger Daniel Craig in „Spectre“ ebenfalls. Marylin Monroes weißes Kleid ist unvergessen und wird es auch bleiben. Weiße Turnschuhe sind seit mindestens zwei Jahren an vielen Füßen zu sehen. Pur und lässig. Soll es mal förmlicher sein, zeigt das weiße Hemd oder die Bluse Respekt vor dem Anlass und dem Gegenüber. Das Geschirr „Maria weiß“ von Rosenthal steht in viele Schränken und Vitrinen und wird von Generation zu Generation weitergegeben, 105 Jahre alt ist das Design! Was reinweiß ist, ist meistens neu – ungebraucht, ohne Spuren. Ich denke auch an Wolken, an Schnee, an ein unbeschriebenes Blatt Papier. Ich sehe ein Segel im Wind wehen über dem blauen Meer. Zucker und Salz rieseln in eine große Rührschüssel und verwandeln sich in leckeren Kuchen.
Weiß ist die Summe aller Farben. Sie steht für Jesus Christus. Weiß ist die Farbe des Lichtes und Jesus Christus ist das Licht der Welt. Sie ist die Farbe der Auferstehung und erhellt die Osterzeit mit ihrem Glanz. Diese Jahreszeit trägt weiß! Es ist die Farbe des Jubelns.
Farben beeinflussen unsere Wahrnehmung, können eine Stimmung hervorrufen, sprechen uraltes Wissen in uns an. Menschen haben sich seit jeher mit bestimmten Farben geschmückt oder sie zu besonderen Anlässen mit Bedacht ausgewählt.
In meinem Konfirmandenunterricht habe ich zum ersten Mal etwas davon gehört, dass zu den verschiedenen Zeiten des Kirchenjahrs Farben gehören. Vielleicht erinnern Sie sich auch daran, einmal den Festkreis des Kirchenjahres mit Buntstiften auszumalen und die Zusammenhänge der Festtage auf diese Weise zu erkennen: Welche Sonntage haben die gleiche Farbe? Ach, da gibt es sogar auch rosa?
Vielleicht erscheint Ihnen die Jubelzeit in diesem Jahr nicht angebracht. Ist es grotesk oder vielleicht sogar weltfremd, unter den aktuellen Umständen ausgelassen fröhlich zu sein? Da ist für mich auch etwas dran. Manchmal kommt es vor, dass die Farbe meines persönlichen Lebens und die Farbe des Kirchenjahres gar nicht zusammenzupassen oder sich sogar auszuschließen scheinen. Darin liegt eine Spannung, die ich nicht immer auflösen kann. Manchmal finde ich darin aber auch einen Schatz:
- Die Zeit verläuft nicht linear, sie läuft nicht einfach ab. Die Zeit ist eher wie ein Kreis. Etwas vergeht, etwas Anderes kommt neu hinzu. Zeiten des Lebens wiederholen sich.
- Das Leben hat einen Rhythmus, der mir eine Sicherheit gibt.
- Ich bin nicht der Mittelpunkt und das muss ich auch nicht sein. Ich ordne mich mit meinem Leben in den größeren Zusammenhang der Schöpfung, der Familie Gottes ein.
- Gottes Geschichte mit den Menschen ist mit meinem Leben verwoben.
- Gott geht mit mir, auch wenn ich mich ihm fern fühle.
- Gott geht mit allen Menschen durch alle Zeiten: durch dunkle und helle und ganz normale Zeiten.
Welche Gründe zum Jubeln gibt es an diesem Tag für dich/für Sie? Und welche Anliegen bedürfen der Klage und Fürbitte? Ich lade Sie ein zum Gebet.
Gott des Lichtes, ich bringe vor dich meinen Jubel… Ich lobe dich für alle großartigen Situationen und Menschen, die du mir schenkst und danke dir für… Ich nenne dir auch, was man Herz schwer macht… Gott, schenke uns Vertrauen, schenke uns dein Licht. Du bist unsere Hoffnung. Amen.
Herzliche Grüße, Sarina Alpers