Liebe Leserin, lieber Leser,
'Freude ist ein Gefühl, die als Reaktion auf eine angenehme Situation oder die Erinnerung daran entsteht.' So wird Freude definiert.
Wünschen Sie sich gerade Freude? Dann gehen Sie hinaus in die Natur: in Ihren Garten, zu den gelben Rapsfeldern, den blühenden Wiesen und den maigrünen Wäldern! Und wer von Ihnen nicht hinausgehen kann, weil er krank ist: führen Sie sich die blühende Natur vor Augen.
Es gibt ein Lied, das die Freude über die Schöpfung wunderschön aufnimmt und beschreibt:
'Geh aus, mein Herz und suche Freud in dieser schönen Sommerzeit!'
Der Dichter Paul Gerhardt beginnt mit einem Aufruf an sich selbst, an sein eigenes Herz, geh (r)aus in die Natur, da suche die Freude und du findest sie dort auch. Das Anschauen, das Hinsehen auf die Pflanzen- und Tierwelt bringt ihn zur Freude. Er erkennt darin die Liebe Gottes.
Als Paul Gerhardt dieses Lied 1653 schrieb, war der 30jährige Krieg gerade vorbei. Seine Heimat war zerstört, die Pest breitete sich aus. Neben den Problemen der Nachkriegszeit sorgte er sich auch um seine depressive Frau. Fünf Kinder bekamen sie, vier lebten nur eine kurze Zeit. Die Trauer um ihre verstorbenen Kinder war für Paul Gerhardt und seine Frau wie trübe Novembertage, anstatt einer schönen Sommerzeit. Gerade deshalb ruft Paul Gerhardt seinem Herzen zu: Geh (r)aus und suche Freud! Das Betrachten der Natur gibt dem Traurigen Kraft. Die ersten sieben Strophen beschreiben, dass das Herz Freude in der Pflanzen- und Tierwelt findet: hinschauen, hinhören und wahrnehmen. Nur ein achtsamer Spaziergänger kann die kleinen Knospen, die unterschiedlichen Gelbtöne und Maigrüne erkennen, die Lerche und Schafe hören und sich daran freuen. 'Schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir ausgeschmückt haben.' Betrachte den blühenden Flieder und nimm den Duft wahr. So kommt Paul Gerhardt zum Loben: 'Ich selber kann und mag nicht ruhn, des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen, ich singe mit, wenn alles singt und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen.'
In den Liedstrophen 9 -15 spricht Paul Gerhardt Gott an mit Dank und Bitte. 'Hilf mir und segne meinen Geist, mit Segen, der vom Himmel fließt, dass ich dir stetig blühe...'. So, wie Gottes Segen auf der Natur liegt, Felder und Früchte reifen lässt, so segnet Gott auch uns. Das gibt Kraft und Hoffnung und Vertrauen, dass es auch in uns Sommer wird. Gott ist bei uns, auch in schweren Tagen und Wochen. Da können wir selber wie ein Baum werden, der auch in trockenen Zeiten mit seinen tiefen Wurzeln Wasser entdeckt.
Vielleicht haben Sie jetzt Lust bekommen, das Lied mit allen Strophen zu lesen oder zu singen: es steht in vielen Liederbüchern und im Evangelischen Kirchengesangbuch Nr.503.
Eine schöne Woche mit viel Freude an der Natur wünscht Ihnen
Edda Nolte