Sonder-Kontakt Nr. 8

Nachricht Selsingen, 17. April 2020

Liebe Mitglieder und Freunde unserer Kirchengemeinde Selsingen,

der erste Sonntag nach Ostern hat einen lateinischen und seltsam klingenden Namen: „Quasimodogeniti“. Das heißt auf Deutsch: „Wie neu geboren“. Der Glöckner von Notre Dame heißt „Quasimodo“, weil er an diesem Sonntag in der Kirche Notre Dame in Paris ausgesetzt und gefunden wurde, und ich denke daran, wie diese wunderschöne Kirche vor einem Jahr gebrannt hat. 

Jede Kirche erinnert uns daran, dass wir unser Leben nicht von uns selber, sondern dass wir es aus einer anderen Hand haben. Wir sind auf dieser Erde, um diese Hand, die uns geschaffen hat und die uns hält, zu suchen und zu finden. Im Grunde ist Jesus Christus Gottes ausgestreckte Freundschaftshand für uns. 

Ich liebe in der Bibel die Berichte, wo Menschen Jesus treffen. Oft sind diese Menschen mit ihrem Leben an einem Punkt, wo sie nicht weiterkommen. In der Begegnung mit Jesus merken sie: Es gibt eine neue Chance – Du kannst neu anfangen! In Deinem Leben gilt nicht, was sich angesammelt hat, sondern nun kommt es darauf an, was Gott noch alles mit Dir vorhat! 

Ich wünsche Ihnen solche Erlebnisse in Ihrem Alltag: Dass irgendwie Gottes liebevolle und starke Hand, dass Jesus eingreift und Ihnen das berechtigte Gefühl gibt: Du darfst neu anfangen! Fühl Dich doch einfach mal „wie neugeboren“!

Mit herzlichen Grüßen für den Sonntag „Quasimodogeniti“ und für die neue Woche!

Ihr Manfred Thoden

Gedanken von Dietrich Bonhoeffer

Vor 75 Jahren, am 9. April 1945, wurde der Theologe und Pastor Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg auf persönlichen Befehl Hitlers hingerichtet. Viele von uns kennen sein Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ Heute ist dies eines der beliebtesten Lieder im Evangelischen Gesangbuch. 

In seiner Sprache und in seinem Glauben ist Bonhoeffer einer der klügsten und tiefsten Denker seiner Zeit gewesen. Ich muss ehrlich sagen: Wenige Texte berühren mich so intensiv wie die von Dietrich Bonhoeffer. Dazu gehören auch diese aus seiner Haftzeit, die in dem Buch „Widerstand und Ergebung“ veröffentlicht worden sind.

 „Alles, was wir mit Recht von Gott erwarten, erbitten dürfen, ist in Jesus Christus zu finden. Was ein Gott, so wie wir ihn uns denken, alles tun müßte und könnte, damit hat der Gott Jesu Christi nichts zu tun. Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Sprechen, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt. Gewiß ist, daß wir immer in der Nähe und unter der Gegenwart Gottes leben dürfen und daß dieses Leben für uns ein ganz neues Leben ist; daß es für uns nichts Unmögliches mehr gibt, weil es für Gott nichts Unmögliches gibt; daß keine irdische Macht uns anrühren kann ohne Gottes Willen, und daß Gefahr und Not uns nur näher zu Gott treibt; gewiß ist, daß wir nichts zu beanspruchen haben und doch alles erbitten dürfen; gewiß ist, daß im Leiden unsere Freude, im Sterben unser Leben verborgen ist; gewiß ist, daß wir in dem allen in einer Gemeinschaft stehen, die uns trägt. Zu all dem hat Gott in Jesus Ja und Amen gesagt (2. Korinther 1, 20). Dieses Ja und Amen ist der feste Boden, auf dem wir stehen.“

(Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 572 f)

„Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen
hilf mir beten und meine Gedanken sammeln;
ich kann es nicht allein
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht
ich bin einsam, aber du verläßt mich nicht
ich bin kleinmütig, aber bei dir ist Hilfe
ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden
in mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist Geduld
ich verstehe deine Wege nicht,
aber du weißt den rechten Weg für mich.
Vater im Himmel,
Lob und Dank sei dir für die Ruhe der Nacht
Lob und Dank sei dir für den neuen Tag
Lob und Dank sei dir für alle deine Güte und Treue
in meinem vergangenen Leben.
Du hast mir viel Gutes erwiesen,
laß mich nun auch das Schwere aus deiner Hand hinnehmen.
Du wirst mir nicht mehr auferlegen, als ich tragen kann.
Du läßt deinen Kindern alle Dinge zum besten dienen.“

(Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 204 f)

Bonhoeffers Gedanken zu Arbeit, Ruhe und Unterbrechungen

 

„Der Dekalog enthält kein Gebot zu arbeiten, aber ein Gebot von der Arbeit zu ruhen. Das ist die Umkehrung von dem, was wir zu denken gewohnt sind. Nicht die Arbeit erhält den Menschen, sondern allein Gott; nicht von der Arbeit lebt der Mensch, sondern allein von Gott. »Wo der Herr nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst die daran bauen; wo der Herr nicht die Stadt behütet, da wacht der Wächter umsonst … Seinen Freunden gibt es der Herr im Schlaf« (Psalm 127, 1.2), sagt die Bibel gegen alle, die aus der Arbeit ihre Religion machen. Die Feiertagsruhe ist das sichtbare Zeichen dafür, daß der Mensch aus der Gnade Gottes und nicht aus Werken lebt. …
Der zur Arbeitsmaschine herabgewürdigte, übermüdete Mensch braucht Ruhe, damit sein Denken sich klären, sein Fühlen sich reinigen, sein Wollen sich neu ausrichten lassen kann.“

(Konspiration und Haft 1940-1945, DBW Band 16, Seite 670 f)

„Gott wird unsere Wege und Pläne immer wieder ja täglich durchkreuzen, indem er uns Menschen mit ihren Ansprüchen und Bitten über den Weg schickt. Wir müssen bereit werden, uns von Gott unterbrechen zu lassen.“

(Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel, DBW Band 5, Seite 84)

Kirchenkreis geht auf Sendung

Der Kirchenkreis Bremervörde-Zeven lädt ein, Andachten im Internet jeden Mittwoch und Freitag und am Sonntag einen Gottesdienst mitzufeiern. Auf der Homepage unserer Kirchengemeinde www.kirche-selsingen.de findet sich ein Link zur aktuellen Andacht bzw. zum Gottesdienst.

Manfred Thoden
Tel.: 04284 567