Liebe Leserin, lieber Leser,
Mit einer Freundin, die in Göttingen Theologie studiert, mache ich eine kleine Rundreise durch unsere Gemeinde, um ihr von unserem Leben und Glauben hier in der Gegend zu erzählen. Wir gehen ein paar Schritte über das Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers und ich erzähle ein bisschen über dessen Geschichte und auch über die Lagerkirche. Ich erlebe, wie die Atmosphäre und all das, was man heute noch mit eigenen Augen sehen kann, meine Freundin bewegt. Was für eine Verantwortung geht mit diesem Ort einher und wie wichtig ist die Arbeit vor Ort für den Frieden, hier und überall, so fasst sie zum Schluss unseres Besuches zusammen.
Am vergangenen Sonntag wurde mit zahlreichen Gottesdiensten, Friedensgebeten und Veranstaltungen die diesjährige Ökumenische FriedensDekade begonnen. In den zehn Tagen bis zum Buß- und Bettag (7. -17. November) widmen sich bundesweit Kirchengemeinden, Initiativen und Aktionsgruppen dem Friedensthema. Das Motto in diesem Jahr lautet: „Reichweite Frieden“. Wir sind angeregt, darüber nachzudenken und ins Gespräch zu kommen, wie ein Beitrag zu mehr weltweitem Frieden, sozialer Gerechtigkeit und zur Bewahrung der Schöpfung geleistet werden kann.
Die FriedensDekade legt in diesem Jahr den Fokus darauf, dass Frieden weitaus mehr bedeutet als nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden widerstehe jeglichen nationalistischen und rassistischen Tendenzen, fördere und fordere soziale Gerechtigkeit und schließe den dringend erforderlichen Klimaschutz mit ein. „Besonders wichtig ist uns (…) auf die zahlreichen zivilen Alternativen im Umgang mit Konflikten aufmerksam zu machen und von der Bundesregierung mehr finanzielle Ressourcen für diese präventiven Friedensansätze einzufordern“, macht Jan Gildemeister (Vorsitzender der Friedensdekade) deutlich.
Wie weit reichen unsere Friedensbemühungen in verschiedene gesellschaftliche Bereiche wie wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit weltweit, in die Herausforderungen im Umgang mit unserer Erde? Was bedeutet Frieden für den Umgang miteinander in einer sich zunehmend polarisierenden Welt ? Wie können wir langfristig alle in Frieden zusammenleben? „Das Motto ‚Reichweite Frieden‘ wirft letztlich auch die Frage auf, in welcher Welt wir eigentlich leben wollen, wenn wir den biblischen Auftrag, Friedensstifter*innen zu sein, ernst nehmen“, so Marina Kiroudi. Als biblische Bezugsquelle dient Mt 6,10: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“. Untrennbar mit der FriedensDekade verbunden ist neben all den Fragen der Haltung und des Tuns das Gebet. Lasst uns miteinander beten.
Herr, erbarme dich. Ich denke an… Herr, erbarme dich.
Führe uns vom Tod zum Leben, vom Irrtum zur Wahrheit.
Führe uns vom Zweifel zur Hoffnung, von der Angst zum Vertrauen.
Führe uns vom Hass zur Liebe, vom Krieg zum Frieden.
Lass Frieden erfüllen unser Herz, unsere Welt und das All. Amen.
Herzliche Grüße, Sarina Alpers