Sturm und Zuversicht

Nachricht Selsingen, 19. November 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Wellen toben, das Wasser steigt, die Winde heulen. Die Deiche brechen und die erdrückenden Wassermassen überströmen die Küsten Norddeutschlands, viele Menschen verlieren Haus, Hof Leib und Leben in den stürmischen Fluten. Diese Szenen aus der Vergangenheit waren während der Sturmflut 1962 bittere Realität.

Doch auch wenn ich mich hier in Selsingen vor den stürmischen Fluten sicher fühlen kann, kenne ich doch die vielen großen und kleinen Fluten in meinem Leben, sie begegnen mir in meinem Alltag und in den Nachrichten in den Zeiten der Pandemie, zum Beispiel, wenn ich mich vor einer erneuten Corona-Welle fürchte oder wenn ich durch die Trauer um einen geliebten Menschen in Kummer und Leid zu ertrinken drohe. Sturm tobt in meinem Leben, wenn ich mit etwas nicht zurechtkomme, ich durch die Wellen hin und hergerissen werde und ich kein Land sehen kann. Mir steht das Wasser dann buchstäblich bis zum Halse. In diesen Zeiten suche ich ein rettendes Ufer, um mich vor den Stürmen, die in mir und um mich toben, in Sicherheit zu bringen.

Wenn wir selbst gerade keinen sicheren Stand haben, suchen wir nach etwas Beständigem, nach etwas, das über unser Leben hinausgeht. An diesem Sonntag ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr der Ewigkeitssonntag, an diesem Sonntag denken wir daran, dass der Tod im Leben eines jeden Christenmenschen eben nicht das Ende ist, denn es geht noch weiter, der Tod hat nicht das letzte Wort, sondern wir dürfen auf einen neuen Himmel und eine neue Erde hoffen. Die Johannes-Offenbarung spricht davon, dass es weder Kummer, noch Tod und Leid in diesem neuen Leben geben wird und wir ganz von Gott umgeben, umfangen und behütet sind.

Diese Worte und Bilder, die die Johannes Offenbarung malt, machen mir immer wieder neuen Mut, weil ich dadurch weiß, dass trotz den größten Stürmen, die in meinem Leben wüten und ich unterzugehen drohe, immer noch dort dieses rettende Ufer ist. Jesus ist selbst für uns gestorben und schlägt in seinem Tod eine Brücke hin zu Gott. Er baut uns somit eine Brücke, auf der wir gehen können, wenn wir es nur wollen.

Diese Vorstellung gibt mir Kraft, neue Deiche gegen die strömenden Fluten zu bauen, dieser Glaube an eine Ewigkeit bei Gott, komme was wolle, ist es, der mir die Stärke gibt, in unsicheren Zeiten Entscheidung zu treffen und für diese Entscheidungen auch einzustehen. Für mich ist es dieses Gefühl, das die Zusage „das Reich Gottes ist mitten unter euch“ für mich lebendig macht.

Liebe Grüße und Gottes Segen.

Ihr Vikar Hendrik Topp

Hendrik Topp

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